Der Therapiekoffer 5 (in Planung)

Botschaft, Weg und Ziel

So gefüllt, benutzt Wilfried Schneider seinen Koffer

Absicht
Über Symbole herausfinden, welche individuellen Schwierigkeiten beim Transport von Botschaften bestehen oder was den Transport verhindert. Botschaft und Ziel (Person, Personen) sind in der Regel klar, der Weg dagegen nicht. Sehen, dass verschlüsselte Botschaften nicht verstanden oder falsch entschlüsselt werden und dies zu neuen Konflikten führt.

Materialien
Empfänger (A und B): zwei kleine Rohpuppen
Kleine Holzleisten mit Text für
Hindernisse: Dickicht, Sumpf, Dunkelheit, keine Wegekenntnis o.ä.
Eigenschaften: blind, lahm, stumm, taub
Gefühle: Angst, Ärger, Befürchtung, Depression, Einsamkeit,
Freude, Furcht, Glück, Kummer, Liebe, Lust, Macht,
Neid, Panik, Phobie, Schuld, Sorge, Stolz, Scham,
Schmerz, Sehnsucht, Trauer, Wut, Zorn, Zufriedenheit
Kleine Gegenstände für
Hindernisse: Ampel, Parkuhr, Umleitungsschild, Stoppschild....
Transportmittel: Kleines Spielzeugauto, Briefträger, Brieftaube, Bulldozzer, Floß, Fahrrad, Flaschenpost, Flugzeug, Hubschrauber, Lokomotive, Mensch mit Stein und Kette, Kreisel, Omnibus, Pferd mit Wagen, Pferd, Schnecke, Schiffe, Telefon, Telegramm, Leuchtturm.
A (Sender) will B (Empfänger) etwas sagen. Er benutzt dazu das aufgeführte Transportmittel, von dem er meint, es sei für die Situation typisch. Die Hindernisse verlängern den Weg des Transportes oder A gibt unterwegs auf.
Jedes Transportmittel hat bestimmte Eigenschaften: Flugzeug ist schnell, braucht eine große Landebahn, A kann mitfliegen. Schiff kann sinken, muss dem Verlauf des Flusses folgen, A kann mitfahren. Ein Telegramm erreicht den Empfänger schnell, A muss dem Empfänger aber nicht gegenüber treten und so weiter. Für den Weg vom Sender zum Empfänger werden (verbal) noch Situationen gefunden, von denen der Klient meint, dass sie zu den Hindernissen gehören. Diese werden, falls Symbole dafür fehlen, auf Zettel geschrieben und entsprechend in die Arbeit eingebaut.
Die Ampel lässt sich bei Lösungsversuchen recht gut in den Mittelpunkt rücken. Bei besprochenen Ideen fragen wir immer, wie sie beispielsweise von rot oder gelb auf grün gestellt werden kann.
Die Klienten legen zu einem festgelegten Thema die Inseln so, wie sie meinen, dass es ihre Situ-ation, ihr Thema bildlich wiedergibt. Personen (Figuren) und das Schiff können einbezogen werden.

Schritte
Das Material wird erklärt, und die Möglichkeiten der Arbeit werden dargestellt.
Während der Arbeit soll der Klient ohne Einfluss anderer sein Bild legen. In dieser Phase wird nicht analysiert oder gedeutet, da sonst schnell intellektuell reagiert, die emotionale Einlassung und kreative Aktivität blockiert wird.
Der Klient soll während der Entstehung des Bildes nicht sprechen. Angemessen ist es, wenn der Therapeut sich in der Rolle des Unwissenden befindet.
Wo sitzt der Therapeut? Entweder frage ich den Klienten, wohin ich mich setzen soll, oder ich sitze ihm gegenüber oder an seiner Seite. Auch hier immer nach seinem Einverständnis fragen, seine Antwort nicht diskutieren.
Der Therapeut erklärt dem oder den Klienten und der Gruppe die Arbeitsschritte und Regeln:
Der oder die Klienten legt die gewählten Materialien in einer vorher vereinbarten oder vorgegebenen Zeit. Er wählt die Materialien, von denen er meint, dass er damit sein Thema darstellen kann, ohne dass Therapeut oder Gruppe daran beteiligt sind.
Die Zeiten sollen knapp bemessen sein. In der Regel genügen 15 Minuten für das Legen einer Strasse. Will ein Klient unbedingt mehr Zeit haben, sollte man es trotzdem bei 15 Minuten belassen und die Vereinbarung treffen, nach dieser Zeit erneut zu besprechen, ob beispielsweise 5 Minuten hinzu gegeben werden.
Der Klient oder die Klienten erklären das Bild, alle anderen hören zu und sollen den oder die Klienten möglichst genau wahrnehmen.
Danach können Sachfragen gestellt werden. Der Therapeut muss genau darauf achten, dass
es tatsächlich Sachfragen und keine Interpretationen sind. Diese gehören auf keinen Fall in
diese Phase.
Die Gruppe schildert ihre Wahrnehmung (Mimik, Gestik etc.) Hier soll insbesondere bei Gruppen (und bei Therapeuten), die in Wahrnehmung nicht gut erfahren sind, viel Zeit ge-
lassen werden. Klienten nehmen sich oft nicht oder nur sehr rudimentär in ihrer Aufgeregtheit wahr und brauchen daher die Gruppe als Spiegel.
Danach wird anhand der Informationen gefragt und geantwortet: Was fällt uns auf? Klärungen, die in dieser Phase möglich sind, sollen auch geklärt werden.
Welche Themen werden aus der Arbeit sichtbar? Sie sollen mit dem Klienten möglichst klar definiert werden. Daraus werden die nächsten Schritte und Klärungen bestimmt.
An dieser Stelle kann eine Sitzung enden. Wichtig ist in diesem Fall, dass die nächsten Schritte für die folgende Sitzung klar vereinbart sind.

Beispiel
Im Tagesablauf des Klienten zeigt sich sehr häufig die Schwierigkeit (Zeit, Ort, Tonfall, Gestik, Mimik), eine Botschaft zu vermitteln. Der Klient, der dies für sich klären möchte, oder andere Klienten, die „etwas ahnen“, bringen dies als Thema in die Therapiesitzung ein. Wir spielen die Situation mit den Materialien durch, sehen, ob dies ein typisches Verhalten ist, und erörtern alternative Wege, die wir dann im Rollenspiel durchspielen.
In Abständen wird nachgefragt, wie sich der Klient im Alltag neu (oder auch nicht) verhalten hat. In der Regel wird ein solches Spiel oft wiederholt, da dem Klienten die Übernahme nur langsam gelingt. Das Verhalten ist typisch, aus ihren Familien und dem späteren sozialen Umfeld (z. B. Szene) mitgebracht. Etwas „nicht“ oder auf Umwegen zu sagen, dabei missverstanden zu werden und dies nicht mit dem eigenen Verhalten in Verbindung zu bringen, ist noch lange Alltag der meisten Klienten.
Arbeitshintergründe
Hat der Therapeut entsprechende Kenntnisse, dann kann mit diesem Koffer gut auf dem Hintergrund von
Symbol, Symptom (neurotisches) und Appell (Karl Bühler)
Inhalts- und Beziehungsaspekt
Metakommunikation
„Es ist unmöglich nicht zu kommunizieren“ (alle Paul Watzlawick)
Die vier Ohren: Beziehung, Selbstoffenbarung, Appell, Sachinhalt (Friedemann Schulz von Thun)
gearbeitet werden.
Gut lässt sich am fertigen „Bild“ der Zusammenhang von Ereignis - Wahrnehmung – Erfahrung - Bewertung - Gefühl - Handlung verstehen. Wir spielen die Situation mit den Materialien durch, sehen, ob dies ein typisches Verhalten ist, und erörtern alternative Wege, die wir dann im Rollenspiel durchspielen, um zu erfahren, wie sich durch eine andere Bewertung Veränderungen herstellen lassen.
Dazu gehört auch der Aspekt der Realitätsprüfung und, wenn sinnvoll, das sichtbar machen von vorweg genommener Bewertung, vorweg genommenem Gefühl und vermeidender Be-wertung. Immer ist das Ziel das bewusst machen der Realität, die Anerkennung der eigenen Beteiligung am Problem und die Entwicklung von Lösungen.

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